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Umwelt

Energiehunger lässt Wasser knapp werden

UN-Weltwasserbericht warnt vor Nutzungskonflikten durch steigenden Wasserbedarf der Stromerzeugung

Trinkwasser © USDA/NRCS

Ohne Wasser keine Energie, ohne Energie oft kein Wasser – dieser Zusammenhang steht im Mittelpunkt des Weltwassertags 2014 und auch des heute veröffentlichten UN-Wasserberichts. In diesem warnen Forscher vor kommenden Nutzungskonflikten: Weil Wasser sowohl für Landwirtschaft, als Trinkwasser und für die Energieerzeugung benötigt wird, könnte die Ressource in vielen Regionen noch knapper werden als ohnehin schon. Vor allem der Energiesektor müsse daher auf wassersparendere Technologien umstellen, so der UN-Appell.

Schon heute haben 768 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser, 2,5 Milliarden Menschen leben ohne Kanalisation und 1,3 Milliarden Menschen ohne Strom. In vielen Ländern herrscht Wasserknappheit, unzureichende Infrastruktur und fehlende Technologien verschärfen das Problem. Schon jetzt sind rund 20 Prozent aller Grundwasservorkommen übernutzt, wie die UN-Forscher berichten. Umgekehrt gehen rund 80 Prozent der Abwässer ungeklärt in die Umwelt und verschmutzen so die noch sauberen Wasserressourcen.

Wasser und Energie sind verknüpft

Doch das ist erst der Anfang: Die UN prognostiziert, dass die wachsende Weltbevölkerung bis 2030 mindestens 35 Prozent mehr Nahrung benötigen wird, 40 Prozent mehr Wasser und 50 Prozent mehr Energie. „Die Versorgung mit Wasser und Energie gehören zu den größten globalen Herausforderungen“, erklärt Michel Jarraud, Vorsitzender des UN-Wassergremiums. Doch beide sind eng verbunden, wie der diesjährige UN-Wasserbericht verdeutlicht.

So sind 90 Prozent der Stromerzeugung weltweit von Wasser abhängig. Das Nass wird vor allem für die Förderung und Aufbereitung von Energierohstoffen benötigt und als Kühlwasser in Kraftwerken. Allein im Jahr 2010 wurden weltweit 583 Milliarden Kubikmeter Wasser allein für die Energieerzeugung entnommen – dies entspricht immerhin 75 Prozent des gesamten industriellen Wasserverbrauchs. Umgekehrt benötigen viele Bewässerungsanlagen und auch die Wasseraufbereitung und -reinigung Strom für ihren Betrieb.

Anlage zur Ölsand-Aufbereitung in Alberta, Kanada © The Interior / CC-by-sa 3.0

Mehr Verbrauch durch Fracking, Ölsande und Biotreibstoffe

Bis zum Jahr 2035 könnte der Wasserbedarf für die Stromerzeugung noch einmal um 20 Prozent steigen, wie die UN-Forscher berichten. Neben einem um rund ein Drittel höheren globalen Energiebedarf sind dafür auch leistungsstärkere Kraftwerke verantwortlich, außerdem die Zunahme der Energiegewinnung aus sogenannte unkonventionellen Gas- und Ölvorkommen, wie Fracking und der Abbau von Ölsanden. Diese Abbautechnologien verbrauchen erheblich mehr Wasser als herkömmliche Fördertechniken.

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Auch einige alternative Energienutzungen benötigen relativ viel Wasser: Wie die UN-Forscher berichten, könnte vor allem die Produktion von Biotreibstoffen aus Pflanzenmaterial den globalen Wasserverbrauch erhöhen. Denn der Anbau der dafür benötigten Biomasse sorgt für erhöhten Wasserbedarf, nach Schätzungen der UN könnte schon ein fünfprozentiger Anstieg in der Nachfrage nach Biotreibstoffen den Wasserbedarf der Landwirtschaft weltweit um 20 Prozent anwachsen lassen. „Die lokalen und regionalen Auswirkungen der Biotreibstoffe können erheblich sein, denn ihre Erzeugung gehört zu den wasserintensivsten Formen der Treibstoffproduktion“, so die Experten.

Wasser und Energie sind untrennbar verknüpft – Logo des Weltwassertags 2014 © UN Water

Wenig Effizienz bei Energieerzeugern

Ein weiterer Faktor ist der bisher eher verschwenderische Umgang vieler energieerzeugender Unternehmen mit Wasser. „Weil Wasser für diese Unternehmen oft subventioniert wird, achten sie auch nicht auf einen sparsamen Umgang damit“, so die UN-Experten. Das aber könnte in Zukunft vor allem in wasserarmen Gegenden immer häufiger zu Nutzungskonflikten führen. „Diese Probleme müssen dringend angegangen werden“, fordert Jarraud. Die Situation sei schon jetzt teilweise inakzeptabel.

Laut dem UN-Bericht ist es daher dringend nötig, politisch steuernd einzugreifen und sicherzustellen, dass die Preise für Wasser und Energie deren reale Kosten widerspiegeln und eine gerechte und effektive Nutzung der Ressourcen fördern. Zudem müsse dafür gesorgt werden, dass die Energieproduktion wassersparender wird. Ziel sei es, mehr Kilowattstunden pro Tropfen Wasser zu produzieren. Erreicht werden könnte dies nach Ansicht der Experten vor allem durch ökonomische und soziale Anreize, die Wassereffizienz und Wasserschutz belohnen.

„Energie und Wasser stehen an der Spitze der Agenda für die globale Entwicklung“, betont David Malone, UN-Koordinator für den diesjährigen Weltwassertag. Denn ohne ausreichend Wasser und Energie bleibe den Menschen in den Entwicklungsländern auch der Weg aus der Armut versperrt. „Die Welt kann die starke Verbindung zwischen Wasser und Energie nicht weiterhin ignorieren“, so der Appell der UN-Experten. In der Gleichung der weltweiten Wirtschafts-Ökosysteme seien sie keine voneinander unabhängigen Faktoren. Politische und wirtschaftliche Entscheidungen müssen diese Verbindung daher berücksichtigen.

(UN-Water / World Water Development Report, 21.03.2014 – NPO)

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