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Biologie

Neue Methanfresser am Meeresgrund entdeckt

Mikroben im Gestein bilden zuvor unentdeckte Senke für das potente Treibhausgas

Karbonatablagerungen an einer Methanquelle vor der US-Ostküste © Victoria Orphan

Verborgene Senke: Am Meeresgrund gibt es offenbar mehr Methanfresser als gedacht. Denn auch in scheinbar toten Kalkstein-Ablagerungen haben Forscher jetzt methanabbauende Mikroben entdeckt. Das ist eine gute Nachricht, denn diese Organismen dienen damit als zusätzlicher Puffer gegen zunehmende Methanaustritte in der Tiefsee, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.

Vor zwei Monaten erst sorgten hunderte neuentdeckter Methanquellen vor der US-Küste für Aufsehen. Denn sie deuten darauf hin, dass es mehr Austritte dieses potenten Treibhausgases am Meeresgrund gibt als zuvor gedacht. Selbst im Südpolarmeer dringt Methan aus dem Untergrund.

Gibt es genügend Methanfresser?

Doch es gibt auch Gegenspieler: Schon länger ist bekannt, dass Mikroorganismen im Meeressediment einen großen Teil des Methans abbauen, bevor sich dieses ausbreiten kann. Allerdings: Ausgerechnet rund um die Methanquellen gibt es wenig Sediment, dafür umso mehr Kalkgestein, das sich dort bevorzugt ablagert. Ob auch in diesen Gesteinsformationen auch methanfressende Mikroben leben und in welchen Mengen, war bisher jedoch unbekannt.

Jeffrey Marlow vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Kollegen haben nun Karbonatablagerungen in drei Methanquellen-Gebieten im Pazifik auf ihre Mikrobenfauna hin untersucht. Zunächst prüften sie dabei, wie durchlässig das Gestein für Wasser und Gas ist, weil dies die Voraussetzung bildet, damit Mikroorganismen überleben können. Anschließend analysierten sie 24 Gesteinsproben auf ribosomale Gene von Bakterien und Archaeen hin, um deren Häufigkeiten und Artenzusammensetzung bestimmen zu können.

Mehr Zellen als im Sediment

Das überraschende Ergebnis: In den vermeintlich kargen, toten Karbonatgesteinen wimmelte es vor Leben. „Die Karbonathabitate an aktiven Methanquellen enthielten sogar eine höhere Dichte an mikrobiellen Aggregaten als das dortige Sediment“, berichten die Forscher. In poröseren Kalkgesteinen fanden sich 41 Prozent mehr Mikrobenzellen, in massiveren Karbonaten immerhin noch fünf Prozent mehr Zellen.

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Karte der Methanaustritte vor der US-Ostküste © NOAA

Der Kalkstein birgt damit eine ganze zuvor unerkannte Lebenswelt. Allerdings: Die im Karbonat lebenden Bakterien und Archaeen waren nicht ganz so effektive Methanfresser wie ihre Artgenossen im Sediment. Rechne man beides aber gegeneinander auf, dann finde in den Karbonatablagerungen etwa genauso viel Methanabbau statt wie in den Sedimenten, so das Fazit der Wissenschaftler.

Neue Methansenke der Weltmeere?

Das aber bedeutet, dass es neben dem Sediment der Meeresböden im Ozean eine weitere, zuvor unbekannte Methansenke gibt. Immerhin deuten Beobachtungen mit Tauchrobotern und Probennahmen darauf hin, dass rund 46 Prozent der aktiven Methanquellen am Meeresgrund von solchen Karbonatablagerungen umgeben sein könnten.

„Angesichts der großen Verbreitung solcher Karbonate am und im Meeresgrund spielen die im Gestein lebenden Methanfresser-Gemeinschaften wahrscheinlich eine wichtige Rolle für den globalen Methankreislauf“, konstatieren Marlow und seine Kollegen. Umso wichtiger sei es, diese neu entdeckte ökologische Nische und ihre Bedeutung für das Klima weiter zu erforschen. (Nature Communications, 2014; doi: 10.1038/ncomms6094)

(Nature Communications, 15.10.2014 – NPO)

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